Bern, 27. Dezember 2002

Die Tageszeitung “Der Bund” berichtet über 92 BewohnerInnen eines Hochhauses in Bern-Bümpliz, die einen Brief an die Hausverwaltung unterzeichneten, damit diese eine somalische Flüchtlingsfamilie rauswerfe und wieder eine “anständige Ordnung” herrsche. Die Unterschriftensammlung geht auf die Initiative eines Ehepaars zurück, das an einem klärenden Gespräch mit der Flüchtlingsfamilie nicht interessiert war. Gegenüber dem Hausverwalter bezeichnen die Initianten die Flüchtlingsfamilie als “Schmarotzer”, die “keinen Platz in unserer Hausgemeinschaft” hätten. Die somalische Ehefrau berichtet, dass mehrfach brennende Zigaretten aus dem Haus heruntergeworfen worden seien, wenn sie oder ihre Töchter im Tschador über den Hof gegangen seien. “Ich habe unterdessen Angst hier zu wohnen”, erklärt sie, “lieber wäre ich in Somalia gestorben, als in die Schweiz zu kommen.” Einen Monat später berichtet “Der Bund”, dass sich die Familie eine neue Wohnung suche, obwohl die Wohnungsvermieterin keinen Grund zur Kündigung sieht. Denn die HetzerInnen geben nicht auf. Es gebe, so erklärt eine Frau dem “Bund”, “genügend alte Häuser in der Stadt, wo man diese Leute reinstecken” könne. Und weiter: Sie wünsche sich, dass kein “schwarzes Zeug” mehr reinkomme. Und ein anderer Bewohner, der sich nicht an der Unterschriftensammlung beteiligt haben will, meint: “Wir leben hier nicht im Busch.”