Ihre Familie hat das Thema Antisemitismus und Verfolgung während der Nazizeit hautnah erlebt, Sie sind 1944 als Kleinkind mit Ihrer Mutter und Ihrer Schwester aus Budapest in die Schweiz geflüchtet. Inwieweit war diese Erfahrung ein Beweggrund, sich im GRA Stiftungsrat zu engagieren?
Dass ich als jüdisches Kind überlebe, war tatsächlich nicht vorgesehen. Wir hatten das Glück, dass meine Mutter bei ihrer Heirat mit einem ungarischen Staatsbürger Schweizerin war. Ihr Bürgerrecht hat sie allerdings durch diese Heirat verloren. Dennoch bewirkte der damals in Budapest tätige schweizerische Gesandtschaftssekretär Harald Feller, dass wir zusammen mit einigen anderen Frauen, die ebenfalls ihr Schweizer Bürgerrecht eingebüsst hatten, die Erlaubnis erhielten, in die Schweiz einzureisen. So kam es, dass ich meine Kindheit in St. Gallen verbrachte, wobei das Emigrantenschicksal allgegenwärtig war. Begriffe wie «vergast, verschleppt, Konzentrationslager» gehörten zu den ersten Wörtern, die ich gelernt habe. Diese Zeit hat mich unwiderruflich geprägt. So war für mich eine Ablehnung keine Option, als mich Ronnie Bernheim nach meiner Pensionierung anfragte, ob ich in der Stiftung GRA mitarbeiten würde. Die Gräueltaten des zweiten Weltkriegs dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Rassismus und Antisemitismus muss in jeglicher Ausprägung klar gebrandmarkt bleiben.
Warum braucht es aus Ihrer Sicht die GRA Stiftung?
Weil die Menschen nie lernen. Das Thema Antisemitismus und Rassismus ist leider immer noch hochaktuell. Es verschiebt sich zwar ein bisschen geografisch. Das Grundproblem jedoch, die Angst vor dem Fremden, bleibt. Die GRA Stiftung muss daher Aufklärungsarbeit betreiben und somit versuchen diese Angst aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben ...
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