Hate Speech - Rassismus im Netz
von Dania Zafran

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zeigten sich früher hauptsächlich am Stammtisch oder auf der Strasse. Dies hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert – diskriminierende Äusserungen und hassgetriebene Rhetorik haben sich immer mehr ins Internet verschoben. Hate Speech – so werden verbale Beleidigungen und Verunglimpfungen genannt, die zunehmend über Soziale Medien wie Facebook, Youtube und Twitter oder über Blogeinträge und Kommentarspalten von Onlinezeitungen publiziert werden. Rassismus und Antisemitismus werden also heutzutage immer mehr auch über sprachliche Mittel im digitalen Raum ausgedrückt. Die vermeintliche Anonymität im Internet lässt die Hemmschwelle dessen, was gerade noch gesagt werden darf, stark sinken. Problematisch wird dies etwa dann, wenn Äusserungen im Internet zur Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt gegen Personen und Gruppen aufgrund ihrer Rasse, Religion, Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität aufrufen. Hate Speech kann dann auch strafrechtlich relevant sein, denn das Internet ist kein rechtsfreier Raum.
Hate Speech lässt sich aufgrund sprachlicher Merkmale erkennen und beinhaltet in etwa folgende Elemente:
  • Dämonisierung («… sind das grösste Übel der Welt»)
  • Verallgemeinerungen («Alle … sind …»)
  • Verschwörungstheorien (wie die Beschwörung von «unbekannten Mächten» oder von «heimlichen Strippenziehern»)
  • «Scheinwissen» basierend auf falschen Fakten und einer verzerrten Darstellung der Realität
  • Gegenüberstellung von «Wir» und die «Anderen», mit einer Herabsetzung des «Anderen» und einem Aufruf zur Gewalt
  • Diskriminierende Sprache («Saujude», «Scheinasylant» usw.) 
Online-Angriffe sind besonders folgenschwer, denn sie wirken langfristig und sowohl persönlich als auch verallgemeinernd. Bleiben sie so stehen, können sie immer wieder aufgegriffen und weiter geteilt oder geliked werden. Die Folgen für die Opfer sind verheerend und können bis zu Depressionen, Suizidgedanken oder gar Suizid führen ...
Zum ganzen Artikel hier

Aus dem GRA-Glossar: Zur Verwendung des Begriffs «Mohrenkopf»

von Maike Trenner

Das Glossar der GRA ist zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden, wenn es um die Bedeutung von belasteten Begriffen geht. Mittlerweile werden über 100 Begriffe im laufend aktualisierten Glossar ausführlich erklärt; auf «www.gra.ch/bildung/gra-glossar/» ist er für alle frei zugänglich. In jedem GRA-Newsletter wird neu ein Begriff aus dem Glossar vorgestellt.
Aktuell wird in Schweizer Medien über die Verwendung des Begriffs «Mohrenkopf» diskutiert. Vor Kurzem wurde auch eine Petition vom «Komitee gegen rassistische Süssigkeiten» gestartet, welche den Zweck hat, diesen Begriff aus dem Sprachgebrauch zu streichen (siehe Artikel von 20min.ch). Viele fühlen sich nun aber bedrängt und fragen sich, was daran denn überhaupt rassistisch sei. Auch die GRA hat Anfragen in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Begriffs erhalten. Der Begriff «Mohrenkopf» ist auch im GRA-Glossar aufgeführt ...
Zum ganzen Eintrag hier

Interview mit Dr. Vera Rottenberg

von Maike Trenner

Ihre Familie hat das Thema Antisemitismus und Verfolgung während der Nazizeit hautnah erlebt, Sie sind 1944 als Kleinkind mit Ihrer Mutter und Ihrer Schwester aus Budapest in die Schweiz geflüchtet. Inwieweit war diese Erfahrung ein Beweggrund, sich im GRA Stiftungsrat zu engagieren?

Dass ich als jüdisches Kind überlebe, war tatsächlich nicht vorgesehen. Wir hatten das Glück, dass meine Mutter bei ihrer Heirat mit einem ungarischen Staatsbürger Schweizerin war. Ihr Bürgerrecht hat sie allerdings durch diese Heirat verloren. Dennoch bewirkte der damals in Budapest tätige schweizerische Gesandtschaftssekretär Harald Feller, dass wir zusammen mit einigen anderen Frauen, die ebenfalls ihr Schweizer Bürgerrecht eingebüsst hatten, die Erlaubnis erhielten, in die Schweiz einzureisen. So kam es, dass ich meine Kindheit in St. Gallen verbrachte, wobei das Emigrantenschicksal allgegenwärtig war. Begriffe wie «vergast, verschleppt, Konzentrationslager» gehörten zu den ersten Wörtern, die ich gelernt habe. Diese Zeit hat mich unwiderruflich geprägt. So war für mich eine Ablehnung keine Option, als mich Ronnie Bernheim nach meiner Pensionierung anfragte, ob ich in der Stiftung GRA mitarbeiten würde. Die Gräueltaten des zweiten Weltkriegs dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Rassismus und Antisemitismus muss in jeglicher Ausprägung klar gebrandmarkt bleiben.

Warum braucht es aus Ihrer Sicht die GRA Stiftung?

Weil die Menschen nie lernen. Das Thema Antisemitismus und Rassismus ist leider immer noch hochaktuell. Es verschiebt sich zwar ein bisschen geografisch. Das Grundproblem jedoch, die Angst vor dem Fremden, bleibt. Die GRA Stiftung muss daher Aufklärungsarbeit betreiben und somit versuchen diese Angst aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben ...
Zum ganzen Interview hier
Copyright © GRA 2017, Alle Rechte vorbehalten.